Ostern feiern in besonderen Zeiten

Es ist schon eine besondere Zeit - in der wir heute Ostern feiern. Besonders und für die meisten von uns so noch nie dagewesen. Was vor Kurzem noch unvorstellbar schien, ist jetzt unser Alltag.

Abstand halten, uns nicht zu nahe kommen – auf uns und andere achten, um niemanden zu gefährden. Auch da, wo wir uns Nähe und Zuwendung wünschen, muss ein Winken ausreichen – oder ein Telefongespräch, eine Nachricht, ein Gruß per mail, Postkarte oder Brief.

Die Ostergottesdienste, die vielen lieb und wichtig sind, werden wir heute in unserer Matthäuskirche nicht feiern können. Festlich und bunt gedeckte Tische für unser Osterfrühstück sucht man im Matthäushaus vergeblich. Schon seit ein paar Wochen sind Kirche und Matthäushaus geschlossen, viele Veranstaltungen und Gruppentreffen mussten ausgesetzt werden und fielen aus.

Und dennoch oder gerade deswegen: Ostern fällt nicht aus und wird auch nicht ausgesetzt!
Komme, was wolle!

Wir feiern es heute, hier und jetzt – mit vielen schönen und neuen Möglichkeiten, diese frohe Botschaft zu hören, zu spüren und zu erleben!

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Das feiern wir heute mit aller Hoffnung, mit all unserem Vertrauen und im festen Glauben, dass Gott die Macht des Todes besiegt hat!

Ostern dürfen und sollen wir feiern genau an dem Ort, an dem wir gerade sind – zu Hause, in unseren Häusern und Wohnungen, im Garten oder auf dem Balkon, mit denjenigen, mit denen wir gemeinsam leben in der Familie oder in der Nachbarschaft Tür an Tür.
Sehr sorgsam füreinander und voll Achtsamkeit auf das, was so zerbrechlich ist. Voll Aufmerksamkeit für viele kleine Gesten des Zusammenhaltens, voll Dankbarkeit für all das, was wir geschenkt bekommen, voll Zuversicht und Besonnenheit.

Ostern können und sollen wir feiern mit alten Bräuchen oder neuen Gedanken: als Hoffnungsfest, als Tage, die Mut und Kraft schenken, mit Gedanken, Liedern und Gebeten, die uns vertraut sind oder die wir neu hören – in diesem Jahr ganz besonders.

Es waren auch besondere Zeiten, die die Menschen damals am ersten Ostermorgen erlebten.

Und alles fing gar nicht festlich an. Da war es vielmehr die Traurigkeit, Mutlosigkeit, Sorge und Angst der zurückliegenden Tage, die die Frauen spürten, als sie sich frühmorgens auf den Weg machten. Da waren es die Fragen, die sie bewegten:

  • wer den schweren Stein wegwälzen könnte, mit dem die Grabhöhlen verschlossen wurden,
  • wie es denn nun weitergehen würde, wo alles so anders war als sie es sich gedacht, erhofft, erträumt und herbeigesehnt hatten,
  • wie sie ihren Alltag leben könnten – mit dem „Aus“, mit dem es nun umzugehen hieß.

Und dann das! Das, was ihnen zunächst Sorgen und Schrecken bereitete ---
bevor das „Fürchtet Euch nicht!“, das „Erschreckt nicht!“ des Engels, das leere Grab und die Nachricht von der Auferstehung Jesu ihr Herz erreichte.

Da breitete sich Hoffnung und Zuversicht aus, da erzählten sie einander von Trost und neuer Kraft. Da erstrahlte das Kreuz, das ihnen in den Tagen zuvor dunkel und schwer vor Augen war und auf der Seele lastete, im hellen Licht der wärmenden Ostersonne.

Da fühlten sie sich wie befreit! Da blühte das Leben in ihnen wieder auf und mutig gingen sie in die Zeit, die vor ihnen lag. Da waren sie voll Vertrauen, weil sie spürten, niemand ist allein.

Es waren und sind ganz besondere Zeiten, die die Menschen damals und uns heute miteinander verbinden.

Zeiten, in denen die Sehnsucht nach Hoffnung und Zuversicht so stark ist.
Zeiten, in denen wir das „Fürchtet euch nicht!“ für unseren Alltag hören möchten, um mit Besonnenheit und Gottvertrauen das zu tun, was nun getan - oder auch gelassen - werden muss, damit das Leben wieder aufblühen kann.

Damit wir gestärkt in die Zukunft schauen können, die vor uns liegt.
Damit so mancher Stein sich einfacher als gedacht beiseite schieben lässt.

 

Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen und Euch
das strahlende Licht der Ostersonne,
frohe, gesegnete Ostertage
und die Gewissheit, niemals allein zu sein!
Bleiben Sie und bleibt Ihr behütet!

 

Ihre und Eure Ursula Borchert

Die Ostergeschichte, wie sie im Evangelium nach Markus erzählt wird:

Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 
Und sie sprachen untereinander: 
Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 
Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 
Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen jungen Mann zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, 
und sie fürchteten sich. 
Er aber sprach zu ihnen: 
Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. 
Er ist auferstanden, er ist nicht hier.

(Markus 16, 1-7 i.A.)

Gott,
auf dessen Wort wir uns zu allen Zeiten
und an allen Orten verlassen dürfen,
segne euch!

Er erfülle eure Herzen
mit österlicher Freude
und Frieden immer und überall!  

Er schenke euch
das helle und wärmende Licht
an diesem Osterfest,
das euch aus seiner Ewigkeit entgegenstrahlt!  

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch
und schenke euch seinen Frieden,
heute, morgen und in aller Ewigkeit.

Amen.

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