Silvester - 31. Dezember 2020

Ein Impuls von Pfarrerin Ulrike Menzel

Liedvers von Dietrich Bonhoeffer zum Jahreswechsel

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Mit Leib und Seele ankommen

 

hier und jetzt
zwischen gestern und morgen
auf dem Weg durch die Zeit
halten wir inne
vertrauen wir uns unserem Gott an
dem Vater
dem Sohn
dem Heiligen Geist
amen

Worte aus Psalm 121

 

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Der Herr behütet dich.
Er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit.

Danke, Gott

Trotz allem, Gott, Danke.
Es war ja nicht alles nur anstrengend und belastend, was du uns im vergangenen Jahr hast erleben lassen.

Wir sagen Danke
für Kinder, die das Licht der Welt erblickt haben,
für glückliche Momente, gelungene Arbeit.

Wir sagen Danke
für die Genesung nach einer Krankheit, Gemeinschaft und Trost,
für Verständnis und Ausdauer.

Wir sagen Danke
für Momente der Liebe,
für alle Kraft, die du uns geschenkt hast,
für neue Ideen und Kreativität.

Wir sagen Danke
für Versöhnung nach einem Streit,
für deine Begleitung in Stunden der Not,
in Abschiedsschmerz, im Kummer und Tod,
für Licht in dunkler Nacht,
für hoffnungsvolle Zeilen und Zeichen und Begegnungen.

Sei und bleibe bei uns, Gott. Amen.



 

Vergewissern, was uns zugesagt ist

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben,
denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde
welches geschieht durch Gnade.

Worte aus Hebräer 13

Liedtext zum Jahreswechsel

 Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

 

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.

Die Botschaft wahrnehmen

Wüst, diese Zeit, in  der man sich verlieren kann.
Gefährlich, diese Zeit, die Menschenleben fordert.
Trostlos, diese Zeit, in der wir nach Gott fragen.
Karg, diese Zeit, die auf das Elementare zurückwirft.
Eine Geduldsprobe, diese Zeit, die klagen  und murren
aber auch kreativ werden und über sich hinauswachsen lässt.
Außergewöhnlich, diese Zeit, die manches klarer sehen lässt.

Die Zeit heute, der Tag heute, Silvester, mit dem Rückblick auf das Jahr 2020 lässt an die Coronazeit denken. Niemand, der oder die davon nicht betroffen gewesen wäre oder noch ist.
Die Zeit heute, der Tag heute, Silvester, mit dem Blick in die Bibel und den für heute vorgeschlagenen Predigttext lässt aber auch an die biblische Wüstenzeit denken.

Lange war das Volk Gottes auf seiner trostlosen und für viele scheinbar ziel-losen Wüstenwanderung unterwegs. Auf diesem anstrengenden Weg hatten sie
das alte Leben hinter sich gelassen und das neue war noch nicht in Sicht.
Sie bewegten sich in einer Zwischenzeit, in einer Hoffnungszeit.
„Hoffentlich kommen wir bald irgendwo an, wo wir besser leben können als jetzt. Hoffentlich!“
„Hoffentlich wird das Jahr 2021 besser als das Jahr 2020. Hoffentlich!“
Die Lebens- und Glaubenserfahrungen  in der Coronazeit und in der Wüstenzeit sind verwandt.

Ich bin dankbar, dass uns aus dem für den Jahreswechsel vorgeschlagenen Text aus der Bibel ganz große Zeichen der Hoffnung vor Augen gemalt werden, Zeichen, die mit Gott zu tun haben.
Ist es ja erstaunlich ruhig um Gott geworden. Ist er etwa daran „schuld“, dass es nun so ist  wie es ist? Darf man so etwas denken? Oder hat er sich einfach aus dem Staub gemacht und uns allein gelassen? Oder haben wir ihn inmitten der neuen Herausforderungen des Wüstenlebens nur aus dem Blick verloren? Keine vertrauten Rituale mehr so wie früher. Zeiten, Räume und Gewohnheiten, auch Glaubenszeiten, Glaubensräume und Glaubensgewohnheiten sind in den Hintergrund gerückt. Und mitten in diese irritierenden und belastenden Erfahrungen dieser Jahreswende hinein werden wir heute an die alte Weggeschichte aus dem Exodusbuch erinnert, in der etwas Erstaunliches erzählt wird:
Gott zeigt sich. Er wandert mit durch die Wüste,
tagsüber in einer Wolkensäule und nachts in einer Feuersäule.  2. Mose 13:

21Und der Herr zog vor ihnen her,
am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen,
und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten,
damit sie Tag und Nacht wandern konnten. 
2 2Niemals wich
die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

 Gott ist also nicht weg, weder am Tag, wenn alles so unendlich anstrengend ist, noch des Nachts, wenn die Angst kommt. Ob Tag oder Nacht, er ist da, ist schon einen Schritt vorausgegangen und schaut nach dem richtigen Weg. Ob gestern oder heute oder morgen, er bewegt sich mit auf dem Weg durch die Zeit, geht mit durch Angst und Hoffnung, einsame und gemeinsame Zeit, Glück und Krisen, Abschied und Neubeginn.
Er ist da und geht mit, auch jetzt, wenn wir von einem zum anderen Jahr gehen.
Möge das auch eine Verheißung für das kommende Jahr sein:
Gott schickt mutmachende Wegweiser und leuchtende Hoffnungszeichen voraus, die darauf warten, von uns gesichtet zu werden.
Amen.

Mit dem Segen weitergehen

Wir beten für all die Menschen, die es im Moment sehr schwer haben, um Hilfe und Bewahrung.
Wir bitten Gott  für sie und uns und für die ganze Erde um seinen Schutz  und Segen.
Alles, was war, lassen wir los. Alles, was kommt, legen wir in Gottes Hand.

 

Liedtext  von Paul Gerhardt zum Jahreswechsel

1. Nun lasst uns gehn und treten
mit Singen und mit Beten
zum Herrn, der unserm Leben
bis hierher Kraft gegeben.

2. Wir gehn dahin und wandern
von einem Jahr zum andern,
wir leben und gedeihen
vom alten bis zum neuen

3. durch so viel Angst und Plagen,
durch Zittern und durch Zagen,
durch Krieg und große Schrecken,
die alle Welt bedecken.

9. Gib mir und allen denen,
die sich von Herzen sehnen
nach dir und deiner Hulde,
ein Herz, das sich gedulde.

10. Schließ zu die Jammerpforten
und lass an allen Orten
auf so viel Blutvergießen
die Freudenströme fließen.

11. Sprich deinen milden Segen
zu allen unsern Wegen,
lass Großen und auch Kleinen
die Gnadensonne scheinen.

12. Sei der Verlassnen Vater,
der Irrenden Berater,
der Unversorgten Gabe,
der Armen Gut und Habe.

13. Hilf gnädig allen Kranken,
gib fröhliche Gedanken
den hochbetrübten Seelen,
die sich mit Schwermut quälen.

14. Und endlich, was das meiste,
füll uns mit deinem Geiste,
der uns hier herrlich ziere
und dort zum Himmel führe.

15. Das alles wollst du geben,
o meines Lebens Leben,
mir und der Christen Schare
zum sel’gen neuen Jahre.

Segenslied

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen
Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden.
Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

Segen

Der Herr segne und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Von guten Mächten wunderbar geborgen (gesungen von Siegfried Fietz, Melodie 1970)