Wenn Jesus Fülle schenkt

Ein Impuls von Pfarrerin Ulrike Menzel
zum 11. April 2021

Was jetzt-

nach dieser anstrengenden und traurigen Zeit,

nach dieser Enttäuschung,

in dieser Leere und Dunkelheit –

was jetzt?

Soll es nun so weitergehen wie früher?

Sollen wir da anknüpfen, wo wir damals aufgehört haben?

Allgemeine Ratlosigkeit – gemeinsames Tappen im Dunkeln.

 

Einer durchbricht dieses Schweigen

und ich stelle mir vor,

er klopft kräftig die Hände auf die Oberschenkel,

steht dann auf und sagt: "Ich gehe fischen!"

Endlich durchbricht jemand die Ratlosigkeit und ergreift das Wort.

Es ist Petrus.

Und wenn Petrus etwas sagt, folgen die anderen gerne.

Und sofort reagieren sie und sagen: "Wir kommen mit dir."

Endlich wieder Aufbruchstimmung bei 7 der einst 12 Jünger.

Endlich passiert wieder was,

nachdem alles Aus zu sein schien,

nachdem das Projekt „Wir folgen Jesus“ anscheinend gescheitet ist.

 

Aufbruch - aber wohin?

Petrus und seine Leute versuchen, am Alten anzuknüpfen,

sind wieder zu Hause am See,

sind wieder Fischer wie damals,

sind wieder die alten, oder?

Sie werden eines Besseren belehrt.

Ziemlich bald kommt schon der Dämpfer.

Sie starten mit ihrer alten Arbeit,

die sie ja nach der langen Zeit trotzdem nicht verlernt haben.

Sie steigen ins Boot, haben die Netze dabei

und brechen auf in die Dunkelheit.

Irgendwas muss man ja jetzt auch tun.

Und Hunger haben sie.

Fische fischen, so wie sie es früher gemacht haben,

kann also nicht das Verkehrteste sein.

Aber:

Ihr Netz bleibt leer. So eine Enttäuschung.

Die Idee, da anzuknüpfen, wo sie einst aufgehört hatten,

war nicht gut.

Einfach auszublenden,

was Jesus ihnen an reichen Erfahrungen geschenkt hat,

geht also nicht.

Die Gemeinschaft mit Jesus zu ignorieren, geht also nicht.

Genau,

nach so intensiven Glaubenserfahrungen einfach zu sagen:

„Das war nichts, das hatte alles keinen Sinn“, geht also nicht.

 

Und kaum kommen sie ans Ufer, steht er da, Jesus.

Noch merken sie es nicht.

Aber er merkt, was mit ihnen los ist und fragt:

„Kinder, habt ihr nichts zu essen?“

Kinder.

Gestandene Männer mit „Kinder“ anzusprechen, ist schon seltsam.

Aber er, Jesus, ist ja nicht irgendwer.

Er, Jesus, ist Gottes Sohn.

Und sie, seine Jünger, werden durch ihn ebenfalls zu Kinder Gottes.

Und Gott, der Vater, und Jesus, der Sohn, merken,

wie hungrig die Jünger sind,

nicht nur hungrig nach Fisch und Brot, weil die Mägen knurren,

auch hungrig nach all dem, was sie hatten

und nun so sehr vermissen:

Ansprache durch Jesus,

Gemeinschaft mit Jesus,

Orientierung durch Jesus und sein Wort,

Fülle durch Jesus und sein Wort.

„Nein“, antworten sie, „Nein, wir haben nichts zu essen.“

Sie gestehen ihren Hunger ein, ihre Sehnsucht, ihre Leere, ihre Not.

 

Und auf Jesus Wort hin fahren sie noch einmal auf den See.

War diese nächtliche See

nicht einfach nur ein Ort der Enttäuschungen?

Jetzt noch einmal rausfahren?

Sie machen es, weil Jesus ihnen den Auftrag dazu gibt.

Und dann – es ist sonderbar, wunderbar, nicht erklärbar –

und dann sind die Netze der Jünger plötzlich zum Bersten voll.

 

Die Sonne geht schon langsam auf und ein neuer Tag bricht an.

Was für ein Morgen, ein Morgen, der so anders und neu beginnt.

Fülle ist da, Fülle im Fischernetz aber auch in ihren Herzen.

Sie wissen es jetzt: ER ist da.

ER schenkt ihnen erneut Gemeinschaft, Fülle und sein Wort.

 

Und, er hat ein Frühstück vorbereitet.

Ein wärmendes Feuer lodert am Ufer, Fisch und Brot liegen bereit.

Sie gesellen sich dazu, braten die Fische aus ihrem reichhaltigen Fang

und alles ist gut.

Ja, alles ist gut und wie immer.

Jesus nimmt Brot und Fisch, dankt

und teilt aus und alle werden satt.

 

„Folgt mir nach,

ich will euch zu Menschenfischern machen“,

hatte Jesus damals gesagt,

damals, als er ihnen zum ersten Mal

an diesem Ufer über den Weg lief.

Nun, wo sie wieder normale Fischer werden wollten,

wird klar, das gilt immer noch.

Sie haben den Herrn gesehen, der Auferstandenen.

Sie sind sieben.

Wenn sie nun losgehen und mit erfülltem Herzen erzählen,

was sie erlebt haben und dass Jesus Fülle schenkt,

dann müsste das doch die Menschen fröhlich stimmen.

Osterstimmung in der jungen Kirche.

Sie waren sieben.

Sie waren erfüllt.

Sie haben Aufbruch- und Osterstimmung verbreitet

und die Wärme des Feuers,

die sie in der Gemeinschaft mit Jesus gespürt haben.

 

Es ist lange her, aber der Funke springt über,

immer wieder, bis heute.

Was jetzt?

Wir bekommen etwas geschenkt:

Ein gefülltes Netz und ein erfülltes Herz.

Ein wärmendes Wort und einen Funken der Hoffnung -

durch Jesus Christus.

Amen.

Und ein neuer Morgen

Herr, du bist die Hoffnung,
wo Leben verdorrt,
auf steinigem Grund
wachse in mir,
sei keimender Same, sei sicherer Ort,
treib Knospen und blühe in mir.
Und ein neuer Morgen
bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag, blühe in mir.

Herr, du bist die Güte,
wo Liebe zerbricht,
in kalter Zeit, atme in mir
sei zündender Funke,
sei wärmendes Licht,
sei Flamme und brenne in mir.
Und ein neuer Morgen
bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag, brenne in mir.

Herr, du bist die Freude,
wo Lachen erstickt,
in dunkler Welt, lebe in mir,
sei froher Gedanke,
sei tröstender Blick,
sei Stimme und singe in mir.
Und ein neuer Morgen
bricht auf dieser Erde
an in einem neuen Tag, singe in mir.

T+M Gregor Linßen

DER AUFERSTANDENE AM SEE VON TIBERIAS

Johannes 21, 1-14

211Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern
am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so:

2Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas
der Zwilling genannt wird, und  Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 
3Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen.
Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.

4Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein
6Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten’s nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.

7Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. 8Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen,
und zogen das Netz mit den Fischen.

9Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. 10Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.

12Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl!
Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen:
Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. 
13Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch den Fisch.
14Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Einladung zum Gebet

Wir danken dir, Gott,
wenn wir uns ganz erfüllt fühlen können,
wenn wir Kontakt zu Freundinnen und Freunden haben
oder ein schönes Fest feiern können.

Wir danken dir, Gott,
wenn sich das Leben bunt anfühlt
und unser Herz randvoll mit Glück und Liebe ist.
Es ist schön, wenn wir gesund und fröhlich sein können.

Wir danken dir, Gott,
für Hobbies, die uns zufrieden und glücklich machen.
Wir sehnen uns
nach Fußball und Schwimmen, Zirkus und Musik.
Wir hoffen so sehr auf das Zusammensein mit lieben Menschen.

Wir danken dir, Gott,
für alles Gute im Leben und dass wir uns frei fühlen können.
Wo es dunkel ist, bitten wir dich um Licht.
Gott, wir suchen und brauchen dich.
Wir danken dir, dass du uns liebst.

Amen.

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Kunstwerk von Konfirmandinnen und Konfirmanden