Hier feiern - dort trauern

Ein Impuls von Pfarrerin Stefani Haferung zum 28.03.2021 Palmsonntag

Wir befinden uns in einer eindrucksvollen Zeit in dieser Passionszeit. Nicht mehr weit bis Karfreitag, nicht mehr weit bis Ostern. Unsere höchsten christlichen Festtage. Und doch dieses Jahr doch so ganz anders. Wir dürfen nicht diese Zeit bedenken, wie wir es gewohnt sind, weil wir uns gegenseitig schützen wollen. Gott sei Dank leben wir in einer Zeit, in der trotzdem viel möglich ist. Hören, lesen, telefonieren, PostCast hören, skypen, zoomen. All das. Natürlich ist es alles nur ein kleiner Trost. Aber wir wollen das Beste draus machen.

Nun also zunächst Palmsonntag.

Palmsonntag, ein Tag der Grenz Erfahrung: „Hosianna“ und „Kreuzig ihn“ lesen wir in nur einer Woche.  Palmsonntag der Beginn der Karwoche. Jetzt wird es ernst mit Jesus. Jetzt beginnt so richtig seine Leidensgeschichte.

Mir fällt immer wieder ein Choral ein. Ein Choral aus der Choralpassion von einem Komponisten des 20.Jahrhunderts, Hugo Distler.

www.youtube.com/watch?v=f4HLVGfXWXg

Der zweite Choral hat folgenden Text.

Du zeuchst als ein König ein, wirst gar saur empfangen. Harte Bande warten dein, dich damit zu fangen. Statt der Ehre Hohn und Spott, wird man dir, Herr geben. Bis du durch des Kreuzes Tod enden wirst dein Leben.

Palmsonntag. Hier wird im Choral, nach dem Hosianna schon auf Leiden und Sterben hingewiesen.

 

Den Evangeliumstext an diesem Sonntag gibt es zweimal im Kirchenjahr. Am 1. Advent und am Palmsonntag. Wir finden ihn für den Palmsonntag auch beim Evangelisten Markus im 11. Kapitel.

Nichts kann mehr erschrecken als dies. Da wird jemand vom Volk verehrt und dann nur wenige Tage später gefoltert und getötet. Hochgejubelt und tief gefallen. Ein Sonntag der Gegensätze, ein Sonntag, an dem die Maßstäbe nicht so recht passen wollen. Fröhlichkeit und Jubel mitten in der Passionszeit. Jesus wird als ein König verehrt. Jesus wird von den Menschen wie ein König gefeiert und stürmisch begrüßt. Man streut ihm Palmzweige auf seinen Weg und jubelt ihm zu als sei er der auf den alle gewartet haben, der Erlöser der Befreier aus der Sklaverei der Römer.

 

Gelobt sei der König von Israel, rufen sie ihm entgegen. Aber der König kommt in niedrigen Hüllen. Er sitzt auf einem Esel. Keine Krone aus Gold, kein Königsmantel aus Samt mit Pelzbesatz. Was nur wenige ahnen, Jesus ist auf dem Weg an sein Kreuz. Der König auf einem Esel seinen Tod am Kreuz vor Augen – welch ein Gegensatz!

Hier feiern und dort trauern. Das ist auch uns bekannt. Das machen wir uns noch einmal klar in dieser kommenden Zeit. Die Menschen wünschen sich einen starken, der vorausgeht und sagt, wo es lang geht. Mit Jesu bekommen, sie einen, der sich klein macht und sich in die tiefen der menschlichen Existenz begibt. Der erleidet, was Menschen auf dieser Welt erleiden können, Schmerz und Spott, Leiden und Qual. Bis am Ende der Tod am Kreuz steht. So grausam wie Menschen mit ihren Mitmenschen sein können. Der Hochgelobte endet schließlich klein und geschunden, verachtet und geschmäht. Am Kreuz. Und damit zeigt sich dann auch die Machtlosigkeit des Einzelnen angesichts der Grausamkeit der Menschen. Wie wir, ist er am Ende allein, egal, ob hochgelobt oder klein und unbedeutend.

Jesus geht den Weg der Menschen. Daran denken wir in diesen Tagen, die nun folgen. Gründonnerstag, Karfreitag. Tage der Stille und des Gedenkens, aber vorher noch Hosianna, dem Sohne Davids. Die Hoffnung wird kommen.

Lassen Sie uns diese Zeit aushalten, auch, weil wir wissen, wohin wir gehen.

Amen.


Und als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, bei Betfage und Betanien am Ölberg, sandte er zwei seiner Jünger  und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und alsbald wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führt es her!  Und wenn jemand zu euch sagen wird: Was tut ihr da?, so sprecht: Der Herr bedarf seiner, und er sendet es alsbald wieder her.

Und sie gingen hin und fanden das Füllen angebunden an einer Tür draußen am Weg und banden’s los.  Und einige, die da standen, sprachen zu ihnen: Was tut ihr da, dass ihr das Füllen losbindet?  Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die ließen’s zu.  


Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber grüne Zweige, die sie auf den Feldern abgehauen hatten.  Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien:

Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!  Gelobt sei das
Reich unseres Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe!

Und er ging hinein nach Jerusalem in den Tempel und er besah ringsum alles, und spät am Abend ging er hinaus nach Betanien mit den Zwölfen.

(aus dem Markusevangelium, Kapitel 11)