Steh auf und iss

Ein Impuls zum Sonntag Okuli am 7. März 2021 von Pfarrin Ursula Borchert

Da setzt sich einer ein! Mit all seiner Kraft, mit all seiner Macht um für die Sache zu kämpfen, die ihm am Herzen liegt. Da setzt er sich ein für das, was für ihn das Nonplusultra ist, die wichtigste Erkenntnis in seinem Leben.

Wenn es für Elia etwas Entscheidendes gibt, dann ist es dies: Es gibt kein Entweder – Oder, wenn es um den Gott Israels geht.

Mit aller Energie möchte er die Israeliten davon überzeugen, dass sie neben dem Gott Abrahams, Isaak und Jakobs nicht auch noch zu anderen Göttern beten sollen. Dies war mittlerweile durch den amtierenden König Ahab und seiner Frau üblich geworden. Ideenreich und eindrucksvoll zeigt Elia im direkten Vergleich, dass die Gebete, die an den Gott Baal gerichtet wurden, ohne Antwort blieben – so sehr sie sich mühten.

Die Entscheidung Elias, daraufhin alle Propheten des Baal zu töten, wirft natürlich Fragen auf. Richtig oder politisch klug wäre sicherlich etwas anderes gewesen. Ebenso nachvollziehbar auch die Wut und der Zorn der Königin, die Elia androhte, ihn umzubringen.

So schnell dreht sich für ihn das Blatt – aus dem, der alles dransetzte, um für seine Sache zu kämpfen, wird der, der nur noch Angst und Schrecken spürt und um sein Leben rennt, immer tiefer in die Wüste hinein.

Dann geht gar nichts mehr. Unter einem Ginsterstrauch bricht es aus ihm heraus: „Es ist genug!“, sagte er. „Herr, nimm mir doch das Leben! Denn ich bin nicht besser als meine Vorfahren.“ Mit diesen Worten schläft er ein.

Wie nah ist uns in diesen Tagen Elias Satz „Es ist genug.“ Die zurückliegenden Monate haben so viel an Kraft und Energie gekostet. Vorsicht walten lassen, immer wieder daran zu erinnern, was sinnvoll und notwendig ist, alles für das Leben aller zu tun, das uns am Herzen liegt.

„Ich bin‘s so leid und kann es nicht mehr hören“, bricht es aus dem einen heraus. „Es macht so müde und ist so anstrengend“ aus der anderen.

Elia geschieht etwas Unerwartetes. Ein Engel berührt ihn und ermutigt ihn, aufzustehen und etwas vom dem zu essen, was Elia neben sich entdeckt. Er isst von dem Brot und trinkt aus dem Krug mit Wasser. So gut das getan haben mag, es reicht aber noch nicht.

Elia legt sich wieder hin, schläft ein und wird ein zweites Mal berührt. „Steh auf und iss. Denn Du hast noch einen weiten Weg vor Dir.“

Auch diesmal folgt Elia der Aufforderung des Engels, kommt zu Kräften und kann sich auf den Weg machen. 40 Tage und 40 Nächte durch die Wüste – auch das wird anstrengend gewesen sein. Gestärkt und ausgeruht gelingt dieser Weg Elia aber und er kommt an sein Ziel. Am Berg Horeb begegnet ihm Gott. Elia hat die Chance von dem zu erzählen, was ihm am Herzen liegt, klagt über die Abkehr der Israeliten, erzählt, dass er selbst bis zum Äußersten gegangen ist, allein übrigblieb und nun um sein Leben fürchten muss.

Wie gut, dass Elia sich Zeit nehmen konnte, um zu Kräften zu kommen. Wie gut, dass es da einen solchen Boten Gottes gab, der etwas hatte, mit dem er ihn stärken konnte und der ihn auch nicht im Ungewissen ließen, was ihm bevorstand. Wie gut, dass Elia aufbrechen und sein Ziel erreichen konnte. Und wie gut, dass er mit Gott über alles ins Gespräch kam, er ihm antwortete und sich zeigte.

Das hatte Elia sich wohl anders vorgestellt. Aber was er sah, erlebte und hörte, berührte ihn erneut und brachte ihn zum Nachdenken. Gott ließ sich nicht gewaltig in Sturm, Erdbeben oder Feuer sehen, sondern ganz zart in einem feinen Flüstern.  

Manchmal – und vielleicht in diesen Zeiten doch auch öfter – sind es die kleinen, feinen, zarten und sanften Dinge, von denen wir uns berührt fühlen. Besinnen auf das, was uns wichtig geworden ist und bleiben soll – viel mehr, als wir es vorher zugelassen haben oder vielleicht auch gar nicht mehr gemerkt haben.

Nicht nur auf das zu schauen, was heftig und gewaltig auf uns zukommt, sondern das in den Blick zu nehmen, was uns stärkt und Mut macht.

"Okuli" – "Augen" so heißt der heutige Sonntag. Gott hat uns im Blick und hört das, was wir ihm sagen.

Ich wünsche Ihnen an diesem Sonntag und für die neue Woche, dass Sie sich für den Weg durch die kommende Zeit dadurch gestärkt fühlen, dass Sie Mut und Zuversicht bekommen und sich durch kleine Erlebnisse und das, was vielleicht unscheinbar daherkommt, berühren lassen. Damit Sie einen Sonnenstrahl spüren, einen Schluck Wasser genießen, ein Stückchen Brot genussvoll kauen, ein Lächeln entdecken und ein aufmunterndes Wort wahrnehmen können.

Bleiben Sie behütet!  

Bild: Denny Franzkowiak auf pixbay

Dania König, „Ich bin in der Stille“

Wenn du ruhig wirst, wenn der Lärm verstummt,

wenn die Stimmen um dich her einmal still sind,

wenn du dein Herz spürst, dann wirst du wissen:

Ich bin da.

 

Mach die Augen zu und deine Seele auf,

hör nur, wie das Leben in dir pulsiert.

Wenn du dann weit wirst, dann wirst du wissen:

Ich bin da.

 

Ich bin in der Stille, im Sturm bin ich nicht.

Ich bin der Stille. Suchst du mein Gesicht,

dann such in der Stille.

Denn lang, lang bevor du nach mir fragst,

bin ich schon da und warte auf dich.

 

Hab keine Angst, mein Kind, ich kenn deine Schmerzen,

lass den Dingen und den Tränen ihren Lauf.

Denn, wenn du loslässt, dann wirst du wissen:

Ich bin da.

 

Ich bin in der Stille, im Sturm bin ich nicht.

Ich bin der Stille. Suchst du mein Gesicht,

dann such in der Stille.

Denn lang, lang bevor du nach mir fragst,

bin ich schon da und warte auf dich.

 

Zum Hören:

 https://www.youtube.com/watch?v=RNH1SX2JloE&list=RDRNH1SX2JloE&index=2