Mir ist ein Licht aufgegangen ...

... ein Impuls von Pfarrerin Ursula Borchert zum Sonntag Jubilate am 25.04.2021

Vor einige Tagen: ich nehme teil an einer Fortbildung. Wie das in diesen Zeiten so ist, treffen wir uns in einer Videokonferenz. Die meisten sind zu Hause am Schreibtisch, im Wohnzimmer, in der Küche – so wie es gerade machbar ist und die anderen im Haus oder in der Wohnung nicht stört.

 

Als Einstimmung liest jemand einen kleinen biblischen Text vor und wir lesen am Bildschirm mit. Es sind Gedanken des Apostel Paulus, die er im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Wir werden gebeten, die Worte noch einmal selbst zu lesen – jeder für sich, ganz still. „Welches Wort spricht Euch jetzt besonders an?“, so werden wir gefragt. „Markiert es doch einmal mit einer Farbe Eurer Wahl!“

 

Das fällt mir nicht schwer. Mein Wort für heute, das ich gleichzweimal in dem ersten Abschnitt entdecke, heißt Licht und die Farbe meiner Wahl ist mit einem schönen satten Gelb auch rasch gefunden. LICHT, ja, das ist es, was ich mit an diesem trüben Apriltag wünsche, ganz real die Sonne am blauen Himmel, das wäre schön.

 

LICHT – aber auch überall da, wo immer wieder trübe und dunkle Gedanken versuchen, es in mir angst und bange werden lassen.

 

LICHT – auch überall dort, wo Nachrichten und Ereignisse nur allzu deutlich zeigen, dass es ziemlich düster in unserer Stadt, in unserem Land und an vielen Orten unserer Welt aussieht.

 

Noch während meine Gedanken kommen und gehen, höre ich eine weitere Anregung: „Welche Worte gehören für Euch zu dem einen Wort, das Euch angesprochen hat?“

 

Erneut tasten meine Augen den Text Zeile für Zeile ab. Da ist von aufleuchten, Herrlichkeit und sichtbar werden die Rede. Von einem Schatz, aber auch von zerbrechlichen Gefäßen, in denen er getragen wird, kann man lesen - und von Druck, Ratlosigkeit, Verfolgung, zu Boden geworfen werden - ja bis hin zum Sterben.

 

Diese Worte würde ich nicht gern mit einem leuchtenden Gelb unterlegen, so kommt es mir in den Sinn. Diese Worte sehe ich eher auf einem gedämpften, ja vielleicht sogar dunklen Hintergrund.

Mein Blick wandert noch einmal über den Text und bleibt an 4 Buchstaben hängen: a b e r. Zwischen den dunklen und weiteren hellen Worten, steht dieses kleine Wort „aber“.

 

Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt.

 

Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht.

 

Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen.

 

Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde.

 

Welche Bedeutung ein so kleines Wort haben kann! All das, was uns bedrückt, bedrängt und niedergeschlagen sein lässt, kann sich wenden! All dem, was uns in Angst und Schrecken versetzt, was uns Bedroht an Leib und Seele, stellt sich etwas entgegen.  Gott selbst!

 

Der, der den Tod besiegt hat! Die Ostergeschichte und das LICHT der Ostersonne ist noch ganz nah! Glauben dürfen wir sie, spüren dürfen wir sie.

 

Die Gute Nachricht - ein Geschenk von Gottes Gnade - etwas das es hell in uns machen möchte.

 

Ich schaue noch mal über den Text und markiere die hellen Worte in den letzten Sätzen. Erstaunlich – vielleicht aber vielleicht auch nicht - dass das letzte Wort „Dankgebete“ heißt.

 

Ja, geht es mir durch den Kopf, für vieles dürfen wir dankbar sein, auch wenn die Zeiten hart sind und ich blicke noch einmal zurück auf die letzten Wochen und Tage. Denke an die Menschen, denen ich begegnet bin und das, was sie und ich erlebt haben. Denke an Nachrichten und Bilder außerhalb unserer Stadt. Bei dem ein oder anderen Gedanken, geht mir ein LICHT auf und ich spüre die Kraft dieses kleinen Wortes „aber“, dass lässt mich froh werden!

 

An die Freude des Osterfestes und seiner Geschichte, an das neue Leben, das vor Urzeiten entstanden ist, an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde möchte dieser Sonntag „Jubilate“ erinnern. Diese Erinnerung dürfen wir wagen und davon auch weitererzählen!

Ich wünsche Ihnen und Euch dazu die Kraft, den Mut

und ein LICHT auf dem Weg in die kommende Zeit!  

Aus einem Brief des Apostel Paulus

Gott hat einst gesagt: »Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten!« Genauso hat er es in unseren Herzen hell werden lassen. Durch uns sollte das Licht der Erkenntnis aufleuchten: Die Herrlichkeit Gottes sollte sichtbar werden, die uns in Jesus Christus begegnet.

Wir tragen diesen Schatz aber in zerbrechlichen Gefäßen. So soll deutlich werden, dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt und nicht aus uns selbst. Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde. Täglich erleben wir am eigenen Leib etwas von dem Sterben, das Jesus erlitten hat. Denn unser Leib soll auch das Leben zeigen, zu dem Jesus auferstanden ist. Durch unsere Verbundenheit mit Jesus sind wir mitten im Leben ständig dem Tod ausgeliefert. Denn an unserem sterblichen Leib soll auch das Leben von Jesus sichtbar werden. Daher ist bei uns der Tod am Werk, aber bei euch das Leben.

Wir haben den Geist empfangen, der uns glauben lässt. Über ihn heißt es in der Heiligen Schrift: »Ich glaube, deshalb rede ich.« Genauso glauben wir, und deshalb verkünden wir die Gute Nachricht. Wir wissen ja: Gott hat Jesus, den Herrn, auferweckt. Er wird auch uns gemeinsam mit Jesus auferwecken und zusammen mit euch vor sich treten lassen. Denn alles geschieht für euch: Die Botschaft von Gottes Gnade soll immer mehr Menschen erreichen. Dann wächst zur Ehre Gottes auch die Zahl von Dankgebeten.

(Basisbibel, 2. Korinther 4, 6-15)