1. Sonntag nach Trinitatis - 6. Juni 2021

Ein Impuls zum Predigttext aus der Jonageschichte

von Pfarrerin Ulrike Menzel

Eine in jeglicher Hinsicht gewaltige Geschichte -
die Geschichte von Jona.

Gewaltig waren die Bosheiten der Menschen in der Großstadt Ninive.
Was mag sich da alles aufgetürmt haben
an Lügen, Machtmissbrauch und Gewalt,
an Niedertracht, Vertuschung und Diebstahl,
an Betrug, Heuchelei und Leben auf Kosten anderer.
Gott will und kann das nicht mehr mit ansehen.
Jona soll hingehen und die Bosheiten beim Namen nennen.
„Jona, mach dich auf!“

 

Aufbrechen, um Kritik zu üben, ist schwer.
Aufbrechen, um das zu tun, was geboten ist, ist schwer.
Aufbrechen zu sollen und es dann doch nicht zu schaffen,
ist verständlich.
Und Jona handelt wie die meisten wohl gehandelt hätten.
Er will und kann der Wahrheit nicht ins Auge sehen, noch nicht.
Er will einfach nur noch weg,
sich wegducken,
und haut ab.
Flucht da, wo Verantwortung dran gewesen wäre.
Schweigen da, wo Reden angesagt gewesen wäre.
Jona will ganz weit weg von der ganzen Misere sein
und sucht sich ein Schiff, das in über das Meer trägt.

 

Gewaltig waren die Wassermassen und Wellen auf dem Meer.
Ein Unwetter mit Gewitter tobt,
wirbelt das Wasser auf, dass es sich aufbäumt
und das Schiff zu kentern droht.
Die Menschen auf dem Schiff sind in größter Not
und was macht Jona?
Er schläft.
Jona soll hingehen und zu seinem Gott um Hilfe beten.
Die Seeleute rufen:
„Steh´auf! “
Jona weiß genau, warum hier so ein Sturm tobt.
Die armen Leute.
Um seinetwillen sind sie in Not geraten.
„Werft mich einfach ins Meer!
Dann wird der Spuk ein Ende haben.“

Machtlos gegen einen Sturm zu kämpfen, ist schwer.
Lösungen zu finden, ist schwer.
Wir müssen beten.
„Jona, sag uns, wer ist dein Gott und was ist eigentlich los mit dir?“
Sie beten zu Gott,
flehend, klagend, um Vergebung bittend,
wenn sie nun tun, was Jona will.
Sie werfen Jona über Bord.
Da hört unmittelbar das Wüten des Meeres auf
und Stille kehrt ein.

 

 

Gewaltig war dann der Fisch.
Jona sinkt und sinkt immer tiefer.
Wasserfluten umringen ihn, Todesangst befällt ihn.
Und es ist einfach nur unglaublich, was dann passiert.
Gott schickt  einen Riesenfisch,
um Jona zu verschlingen.
Jona macht nur noch eins, er betet zu Gott.
Drei Tage und drei Nächte im Dunkeln.
Was passiert nun?
Kommt nun der tote Punkt
und ist das der Untergang
oder ist das ein Wendepunkt und Neuanfang?
Drei Tage und drei Nächte im Dunkeln,
wie Jesu, der drei Tage im Grab lag,
wie Paulus, der drei Tage nichts sehen konnte.
Am dritten Tag
ausgespien  ans Land, Land in Sicht, es wird wieder hell.
Am dritten Tag
auferstanden von den Toten.
Am dritten Tag
losgehen uns sagen,
dass das Frühere falsch war
und Gott es schafft,
jede und jeden auf eine neue Spur zu setzten,
Jona,
Paulus,
die Leute von Ninive
und uns.
Gewaltig, was Gott schaffen kann.

Sonntagslied aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 382

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Von Zweifeln ist mein Leben übermannt,
mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.
Hast du mit Namen mich in deine Hand,
in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben?
Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?
Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

 

Text nach Huub Oosterhuis/Lothar Zenett

Aus dem Gebet des Jona

 Jona 2

1 Aber der Herr 
ließ einen großen Fisch kommen,
Jona zu verschlingen.
Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.

2 Und Jona betete zu dem Herrn,
seinem Gott, im Leibe des Fisches 
3 und sprach:

Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst,
und er antwortete mir.
Ich schrie aus dem Rachen des Todes,
und du hörtest meine Stimme.
4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,
dass die Fluten mich umgaben.
Alle deine Wogen und Wellen
gingen über mich,
5 dass ich dachte, 
ich wäre von deinen Augen verstoßen.
7 Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,
der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich.
Aber du hast mein Leben
aus dem Verderben geführt,
Herr, mein Gott!
8 Als meine Seele in mir verzagte,
gedachte ich an den Herrn,
und mein Gebet kam zu dir.
Hilfe ist bei dem Herrn.

11 Und der Herr sprach zu dem Fisch,
und der spie Jona aus ans Land.